Rezension zu "Der Junge, der mit dem Herzen sah" von Virginia MacGregor

08:30


Verlag: Manhattan Verlag  
Erscheinungsdatum: 31. August 2015   


Preis: 14, 99 €

Seitenanzahl: 419 Seiten

Reihe?: Einzelband 


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Virginia Macgregor ist in Deutschland, Frankreich und England aufgewachsen, erzogen von einer Mutter, die nie müde wurde, Geschichten zu erzählen. Sobald Virginia alt genug war, selbst einen Stift zu halten, begann sie mit dem Schreiben, oft bis tief in die Nacht hinein – oder in der Schule, versteckt hinter dem Mathebuch. Virginia wurde benannt nach zwei großen Frauen, Virginia Wade und Virginia Woolf – in der Hoffnung, sie würde entweder Schriftstellerin oder ein Tennisstar werden. Nach ihrem Studium in Oxford begann sie, neben ihrem Beruf als Englischdozentin und Hauslehrerin, regelmäßig zu schreiben. Die Autorin lebt mit ihrem Ehemann in Berkshire.

Milo saß an seinem Computer beim Treppenabsatz und horchte nach dem Schschsch-schschsch des Feuerwehrschlauchs in der Auffahrt.


Der neunjährige Milo leidet unter Retinitis pigmentosa: Sein Sehvermögen lässt immer stärker nach, und irgendwann wird er vollständig erblinden. Aber noch sieht er die Welt – wenn auch nur wie durch ein Nadelöhr. Doch so bemerkt er Kleinigkeiten, die anderen entgehen. Als seine 92-jährige Großmutter dement wird und in ein Altersheim umziehen muss, fallen Milo dort seltsame Vorgänge auf. Die Erwachsenen interessieren sich für Milos Erkenntnisse nicht, und so bleiben ihm nur der Koch Tripi und sein Ferkel Hamlet, um ihm bei seiner Mission zu helfen. Milo ist nämlich entschlossen, seine Großmutter wieder nach Hause zu holen, die Machenschaften der Heimleiterin offenzulegen und – vielleicht – seine Eltern zu versöhnen.

Als "Der Junge, der mit dem Herzen sah" als Überraschungspost von dem Manhattan Verlag in meinem Briefkasten lag, habe ich mich total gefreut, weil die Geschichte so interessant klang.

Das Cover des Romans mit dem Schatten des kleinen Jungen mit einem Schweinchen, der eine gelbe Rose in den kreisförmigen Titel hält, hat sofort meine Neugier geweckt. Gepaart mit dem interessanten Klappentext, wollte ich sofort in die Geschichte eintauchen.

Bereits auf den ersten Seiten spürt man als Leser die besondere Verbindung, die zwischen dem 9-jährigen Milo und seiner Gran Lou besteht. Der Roman beginnt mit einem Brand, den die demenzkranke Lou (aus Versehen) gelegt hat. Milos Mutter Sandy wächst alles über den Kopf und der Brand ist der Auslöser für die Suche nach einem passenden Altersheim für Lou.


"Sandy wünschte, sie wäre diejenige mit den kranken Augen. Sie wusste schon, wie es sich anfühlte, wenn man die Welt um einen herum aus dem Blick verlor."

Die Geschichte wird aus vier Perspektiven erzählt, den größten Anteil hat Protagonist Milo.
Milo ist erst 9 Jahre alt und er ist für sein Alter unglaublich reif. Herzerwärmend kümmert er sich mit seinem Ferkel Hamlet, um seine Gran und begreift in seinem jungen Alter schon so viel. Aufgrund einer seltenen Augenkrankheit sieht er immer schlechter, bis er irgendwann vollständig erblinden wird. Durch den kleinen Ausschnitt, den Milo noch sieht, fallen ihm Dinge auf, die andere nicht bemerken und machen ihn zu einem guten Beobachter.
Milos Mutter Sandy wurde von ihrem Mann betrogen und verlassen. Während er sich in Abu Dhabi mit seiner neuen Frau und seinem Baby ein schönes neues Leben aufbaut, wachsen Sandy in England die Sorgen über den Kopf. Vor lauter Frust, Wut und Traurigkeit isst sie nur noch Kekse und Diätpillen und schaut Urlaubssendungen im Fernsehen. Ihr Schönheitssalon läuft auch nicht mehr gut, der Brand und die Kosten für das Altersheim für Lou fressen ihr ein Loch in den Geldbeutel.
Lou ist nicht Milos leibliche Urgroßmutter, aber Milo ist für sie das Wichtigste auf der Welt.
Tahir ist der Koch in dem "Vergissmeinnicht-Altersheim" und er freundet sich mit Milo an. Er ist aus Syrien geflüchtet und sucht verzweifelt seine kleine Schwester, die er auf der Flucht verloren hat.

Für Milo ist es ein Weltuntergang, dass seine geliebte Gran in ein Altersheim "abgeschoben wird". Nachdem ihm einige seltsame Dinge in dem Altersheim auffallen, sammelt er heimlich Beweise gegen die böse Schwester Thornhill, um ihre Machenschaften aufzudecken. Behilflich ist ihm dabei der Koch Tripi und ein entfernter Verwandter aus Schottland, der bei ihnen einzieht.

"Er wusste, dass unglückliche Menschen gefährlich werden konnten, dass hatte er auf den Straßen von Damaskus gesehen, und in Aleppo an jenem heißen Julitag, als Ayisha hinter der Schuttwolke verschwand. Damals hattte er gedacht, dass die Traurigkeit ihm unter die Haut kriechen und ihn für immer verändern würde." 

Alle Protagonisten, beziehungsweise alle Perspektiven, waren mir sofort sympathisch. Obwohl Milo am Anfang der Geschichte sehr wütend auf seine Mutter ist, sieht man sofort, dass sie Milo über alles liebt und nur das Beste für ihn will.

Die Botschaft des Romans ist "Kinder werden unterschätzt. Man sollte Kinder ernstnehmen", aber hinter der Geschichte steckt noch so viel mehr Klugheit.
Der Roman vereint viele Probleme, wie Krieg, Demenz, Scheidung und Krankheiten in einer Art und Weise, die das Herz berührt.

Milos Geschichte wird in der englischen Stadt Slipton erzählt und spielt kurz vor Weihnachten. Der Schreibstil lässt einen immer weiterlesen. Im auktorialen Schreibstil wird jede Perspektive abwechselnd beleuchtet und so kann man sich als Leser in alle vier Charaktere perfekt einfühlen.Während des Buches verkompliziert sich die Lage und als Leser fiebert man mit Milo mit und wünscht sich sehnlichst ein Happy End.
Milos Geschichte ist etwas ganz Besonderes! Er ist ein Protagonist, der einem ans Herz geht und sein Mut, seine Tapferkeit und seine Klugheit unter die Haut geht. Auch die Schicksale und Wesenskerne der anderen Protagonisten berühren und regen zum Nachdenken an.



"Der Junge, der mit dem Herzen sah" berührt den Leser im Innersten, lässt einen nicht nur eine Träne verdrücken und erhellt die Welt. Eine Wohlfühllektüre der besonderen Art!
Als Leser verfolgt man Milos Mission und hofft und bangt mit ihm. Vier Perspektiven, sympathische Charaktere und ein ganz besonderer kleiner Junge verzaubern den Leser.

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3 Kommentare

  1. Ich habe das Hörbuch hier liegen und freue mich jetzt noch mehr darauf! Lg

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  2. Liebe Hannah,

    eine sehr schöne Rezi, mit der du mich neugierig gemacht hast :)

    Viele liebe Grüße
    Nanni

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  3. Habe ich ein anderes Buch gelesen? Selten war ich aber von einem Buch so enttäuscht! Zu einfach ist die Sprache, die wohl der Gedankenwelt der Hauptpersonen entsprechen soll. Zu schablonenhaft werden die Charaktere gezeichnet: der sehbehinderte neunjährige Milo, seine demente Urgroßmutter Lou, seine überforderte Mutter Sandy, ihr Untermieter Andy, der syrische Flüchtling Tripi... Zu vorhersehbar ist die Handlung: Mutiger frühreifer Junge, dessen Sehvermögen schwindet, sieht mehr als die empathielosen Erwachsenen, die ihre Senioren in Altenheime abschieben, und kann die böse Altenheimleiterin der Kriminalität überführen. Dass er nur für seine Urgroßmutter und sein Hausschwein Liebe empfindet, macht die Geschichte nicht herzlicher und nicht witziger. Von wenig Realismus zeugt die Art, in der Macgregor bewegende aktuelle Themen wie investigativen Journalismus, die Heimsituation alter Menschen, die Probleme alleinerziehender Mütter oder das Schicksal von Syrienflüchtlingen behandelt.

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