Alice Oseman ("Solitaire") über Schuluniformen, ihren Erfolg und neue Bücher - Interview

09:30

Hallo meine Lieben,

heute habe ich wieder einmal etwas ganz besonderes für euch - ein Interview mit der unheimlich sympathischen Autorin Alice Oseman, die mit 17 Jahren "Solitaire" geschrieben hat. Der Jugendroman ist im dtv Verlag erschienen und ein weltweiter Erfolg, meine Rezension dazu findet ihr hier

Auf der Frankfurter Buchmesse bekam ich die Möglichkeit sie zu treffen und mit euren Fragen zu löchern, leider habe ich es erst jetzt geschafft unser Interview zu veröffentlichen, was daran lag, dass es einfach viel Arbeit war die Tonaufnahme in einen deutschen Text zu verwandeln. 
Das Treffen mit Alice war total nett. Das Interview ist jetzt natürlich nicht Wort für Wort identisch mit dem Original, weil wir es ja auf Englisch geführt haben, aber ich habe mir Mühe gegeben nichts zu verändern.

Ich wünsche euch ganz viel Spaß beim Lesen und freue mich auf euer Feedback in den Kommentaren! :-) 


 Lesung von Alice auf der Frankfurter Buchmesse

1.) Wann hast du deine erste Geschichte geschrieben?

Ich weiß gar nicht mehr wann ich meine allererste Geschichte geschrieben habe.. aber ich habe schon immer geschrieben als ich klein war, vor allem Kurzgeschichten.


2.) War es immer dein Traum ein Buch zu veröffentlichen oder hattest du die spontane Idee für "Solitaire" und hast dann das Buch geschrieben?

Also, ich habe die Vorstellung immer gemocht eine Autorin zu sein, aber es war nie das was ich unbedingt werden wollte. Ich wusste einfach nicht wie Leute Schriftsteller geworden sind, ich habe gar nie darüber nachgedacht, dass das eine Möglichkeit für einen Beruf sein könnte.
Aber als ich ungefähr 16 war, entschloss ich mich dazu, dass ich wirklich Autorin werden will. Das war der Moment, in dem ich wirklich angefangen habe nachzudenken und nachzuschauen wie man es wirklich werden kann.

3.) Hast du einen Lieblingsplatz zum Schreiben oder schreibst du immer nur am Schreibtisch?

Ich habe "Solitaire" hauptsächlich in meinem Bett geschrieben, aber jetzt habe ich einen großen, bequemen Sessel. Doch, das ist mein Lieblingsplatz. (lacht)

4.) Mit welchem deiner Charaktere aus "Solitaire" identifizierst du dich am meisten? 

Das ist schwierig. Ich identifiziere mich mit jedem von ihnen in einer unterschiedlichen Art und Weise. Es ist entweder Tori, mein Hauptcharakter. Ich meine sie ist nicht wie ich, ich habe nicht ihren Charakter, aber einige der Gefühle, die sie in dem Buch hat, hatte ich während dem Schreiben als ich 17 war.
Aber ich identifiziere mich genauso mit Lucas, weil er überhaupt nicht weiß warum er das macht was er macht. Er versucht so angestrengt das zu tun was richtig ist, aber gleichzeitig weiß er gar nicht richtig was richtig ist.
 
5.) Und welchen von deinen Charakteren magst du am meisten? Auch Tori und Lucas?

Nein, ich würde sagen, ich mag Tori und Charlie am meisten. Mit Tori fühle ich mich am meisten verbunden, ich kenne sie am besten. Aber Charlie mag ich noch mehr, er ist mein Lieblingscharakter.  

6.) Du hast auch eine Novelle über Charlie geschrieben, oder? 

Oh ja, die Novelle handelt von Charlie und spielt ein Jahr nach "Solitaire". Es geht um Mick, weil er weggegangen ist, um zu studieren. Deshalb geht es um die Fernbeziehung der beiden und wie sie damit umgehen. Ich glaube sie kommt ungefähr an Valentinstag in Deutschland heraus. In England ist sie schon erschienen.

6.) Hast du ein Idol? Welche Autoren bewunderst du?

Das ist ziemlich schwierig. Welche Autoren bewundere ich..? Als ich jünger war mochte ich Bret Easton Ellis sehr. Er schrieb "American Psycho" - es ist schrecklich und widerlich. Einige seiner Bücher sind furchtbar zu lesen. Andere wiederum sind sehr interessant. Sie sind alle sehr dunkel und handeln von schrecklichen Leuten, die schreckliche Dinge tun. Aber was ich an ihm als Person wirklich bewundere ist, dass er einfach wirklich das schreibt, was er schreiben will. Seine Bücher sind so anders im Gegensatz zu anderen Bpchern. Ich bewundere wirklich seine Art wie ihn die Meinungen anderer Leute zu seinen Büchern überhaupt nicht interessiert. Natürlich bekommt er viele negative Kritik, weil seine Bücher so grausam sind, aber es interessiert ihn nicht, er schreibt einfach weiter. 
So möchte ich auch sein. 

7.) Als ich im Sommer "Solitaire" gelesen habe, hat es mir unheimlich gut gefallen, dass in deinem Buch so viele Schüler einen eigenen Blog haben. Ich denke das ist sehr interessant, weil in Deutschland fast niemand in meinem Alter einen Blog hat. Hast du während deiner Schulzeit auch gebloggt?

Weißt du, mit den Blogs in "Solitaire" meinte ich nicht die Blogs, die ihr meint. Ich redete mehr über "Tumblr". Als ich das Buch schrieb fragten mich Leute oft, warum ich die Blogs "Blogs" nannte, also nannte ich sie nur "Tumblr". Aber als ich das Buch geschrieben habe, kannte niemand Tumblr, es war ziemlich neu. Aber jeder in meinem Alter hat Tumblr, es ist sehr populär in Großbrittanien und in den USA auch.

8.) Hörst du Musik während du schreibst?

Ja, das mache ich. Als ich "Solitaire" geschrieben habe, habe ich keine Musik während dem Schreiben gehört, aber jetzt schon. Normalerweise höre ich nur Instrumentalmusik, wenn sie singen, kann ich mich nicht konzentrieren. 

9.) Würdest du gerne einen Film über dein Buch sehen? Hast du schon die Filmrechte verkauft?

Bisher sind keine Filmrechte verkauft, aber es wäre wirklich cool einen Film von "Solitaire" zu sehen. Das ist wahrscheinlich der Traum jedes Autors.

Und welche berühmten Schauspieler würdest du für Michael, Tori, Lucas und Becky aussuchen?

Für Tori weiß ich es nicht. Leute haben mich schon oft gefragt, aber für sie konnte ich nie jemanden auswählen. Aber für Michael weiß ich es definitiv, es ist Robert Sheehan, der in der TV Serie "Missfits" mitspielt. Er war die Inspiration für Michael. Jetzt ist er zwar ein bisschen alt, aber er wäre definitiv meine Wahl für Michael! 


10.) Du musst wissen, dass ich England liebe, vorallem London. Wenn Deutsche an englische High Schools denken, fallen uns zuerst die Schuluniformen ein. In "Solitaire" tragen die Schüler auch Schuluniformen. Was hälst du von Schuluniformen?

Mmh, ich habe kein Problem mit ihnen. Als ich zur Schule ging, trug ich auch eine Schuluniform. Solange es keine wirklich furchtbare Uniform ist, hat denke ich niemand ein Problem damit. Denn das Einzige was Schuluniformen machen, ist es uns den Stress zu nehmen bei der täglichen Frage, was man nur heute anziehen soll. Im Allgemeinen finde ich, dass sie wirklich eine gute Sache sind. 

11.) Wenn du in einer Buchwelt leben müsstest, welche würdest du dir aussuchen?

Mmh, das ist schwierig. Wahrscheinlich "Harry Potter", doch auf jeden Fall "Harry Potter"! 

 *Stefanie und Alice erzählen, dass sie ein Foto bei dem Thalia Stand mit dem Harry Potter Hintergrund gemacht haben*

12.) Wieviel von dir selbst steckt in Tori? Und wieviel deiner eigenen Erfahrungen hast du in "Solitaire" miteingebracht? 

Viele Leute fragen mich, ob es autobiographisch ist, aber das ist es nicht. Keiner der Charaktere ist komplett wie ich und keine der Dinge im Buch sind mir passiert. Aber ich mag es über Dinge oder Erfahrungen, die ich ein wenig erlebt oder gefühlt habe zu schreiben. Ich finde es einfach interessant über das echte Leben zu schreiben als alle Dinge mir auszudenken. Weißt du, Teile aus "Solitaire" sind erfunden, Teile sind Dinge, die ich gesehen und erlebt habe. 

13.) Du studierst gerade "Englische Literatur". Liest du gerne Klassiker?

Ehrlich gesagt kommt es auf das Buch an. Manche Klassiker mag ich sehr gerne. Ich mag Jane Austen. Und ein paar andere mag ich ebenfalls, aber hauptsächlich mag ich ehrlich gesagt Bücher aus dem 20. Jahrhundert und später. Es ist ein bisschen nervig, wenn man Englische Literatur studiert und die ganze Zeit alte Bücher lesen soll. 

Es ist lustig, dass du Jane Austen magst, weil Tori sie ja hasst.

Ja, das stimmt, Tori hasst sie. Siehst du, sie ist nicht wie ich! (lacht)


Alice, Jessie und ich vor der Solitaire-Wand
14.) Was hasst du am meisten an unserer Generation?

Das ist eine interessante Frage. Ich denke es ist eine Sache, die auch u.a. dazu bewegte "Solitaire" zu schreiben. Unsere Generation versucht oftmals Dinge zu romantisieren, schön zu reden, wie Traurigkeit und vor allem Krankheiten. Als ich "Solitaire" schrieb und viel auf "Tumblr" unterwegs war, sah ich oft Fotos von Selbstzerstörung, solche Dinge meine ich. Die Leute versuchen diese Dinge romantisch darzustellen. Eine Sache, die ich mit "Solitaire" erreichen wollte ist die Echtheit zurückzubringen, die Situation so zu zeigen wie sie ist. Vor allem Charlie und seine Probleme wollte ich so darstellen wie sie wirklich sind und nicht "Oh das ist so schön. Ich habe so Mitleid mit ihm, weil er so leidet.". Ich wollte es so erzählen wie es wirklich ist - es ist schrecklich und mehr gibt es über seine Probleme nicht zu sagen. 

15.) Wielange hast du gebraucht, um "Solitaire" zu schreiben?

Für den ersten Entwurf brauchte ich 4 oder 5 Monate, danach bearbeitete ich ihn selbst 2 oder 3 Monate lang. Und dann schaffte ich es einen Agent zu bekommen, mit der ich 6 Monate an "Solitaire" arbeitete. Danach nochmal 6 Monate Arbeit mit meiner Lektorin.. viel Arbeit beim Korrigieren und Bearbeiten mit diesem Buch, aber der Schreibprozess an sich dauerte nicht so lange. 

Bei deiner Lesung vorher habe ich auch gehört, das "Solitaire" anfangs viel dicker war.

Oh ja, das war es. In meinem ursprünglichen Entwurf hatte ich viel zusätzliches über den Solitaire Blog an sich, die nicht wirklich nötig für die Geschichte waren, wie z.B. dass die Beweggründe der "Solitaire Gruppe" im ersten Entwurf viel komplizierter waren als sie jetzt sind.
Und es gab einen weiteren Charakter. Michael sollte eine Schwester haben, aber ich weiß gar nicht mehr, warum ich sie erfand. Sie tat absolut nichts und war unnötig. Wir haben die unnötigen Teile herausgeschnitten und es so gekürzt. 

16.) Nachdem der Veröffentlichung von "Solitaire" hast du viel Erfolg bekommen. Wie hat sich dein Leben durch dein erstes Buch und den Erfolg verändert? Wie haben deine Freunde und die Leute in der Schule darauf reagiert?

Es war wirklich toll! Alle waren sehr unterstützend und haben sich für mich gefreut. Ich weiß wieviel sich verändert hat. Aber ich darf spannende Dinge, wie das hier tun, was wirklich schön ist. Zudem haben alle Sorgen wegen ihrem späteren Beruf und machen sich Sorgen um gute Noten, das brauche ich nicht und das ist wirklich gut.

18.) Wie hast du es geschafft "Solitaire" während deiner Schulzeit zu schreiben?

Um ehrlich zu sein, machte ich in der Schule nie Extraarbeit. Ich machte nie mehr als das Verlangte.  Wenn ich zum Beispiel wusste, dass der Lehrer die Hausaufgaben nicht kontrolliert, machte ich sie auch nicht, solche Dinge. Um "Solitaire" zu schreiben nutze ich meine komplette Freizeit und den Großteil des Buches schrieb ich in den Sommerferien.

 Das ist aber ganz schön hart seine ganze Freizeit zum Schreiben zu nutzen.


Auf jeden Fall, aber vor allem jetzt in der Universität ist es deutlich schwieriger nebenher zu schreiben. In der Uni gibt es kein richtiges Tagesende, an dem man sagen kann, dass man aufhört zu lernen oder zu arbeiten. Man kann seine Zeit nicht richtig einteilen. Es ist jetzt teilweise härter, aber ich schaffe das schon. (lacht)

19.) Hast du schon eine Idee für ein neues Buch? Schreibst du bereits an einem neuen Buch? 

Ja, weil ich einen Vertrag unterschrieben habe, 2 Bücher zu schreiben. Also schreibe ich ein zweites Buch, es ist aber keine Fortsetzung, aber das gleiche Genre - Teenager in der Schule.
Und dieses Buch soll hoffentlich im Februar oder März in Großbrittanien erscheinen, ich bin mir nicht sicher wann es in Deutschland herauskommen wird. Aber es ist wirklich eine spannende Sache!

20.) Was würdest du anderen jungen Autoren empfehlen? Gibt es einen Ratschlag, den du ihnen geben möchtest?

 Den Ratschlag den ich immer gebe ist: Schreibe genau das, was du schreiben willst! Schreibe über das was du es liebst zu schreiben. Versuche keinen anderen Autor nachzumachen, sei du selbst.
Ich bekomme viele Nachrichten von jungen Autoren, die schreiben "Ich möchte das schreiben, aber ich weiß nicht, ob es sich verkaufen wird." Und ich kann darauf nur sagen, dass du nicht daran denken solltest dein Buch zu verkaufen bevor du es überhaupt geschrieben hast. 
Schreibe einfach über das was du möchtest! Wenn du es wirklich liebst und eine Leidenschaft dafür hast, wird das auch auffallen und veröffentlicht werden.




Vielen lieben Dank nochmals an Stefanie vom dtv Verlag und Alice für die tolle Möglichkeit und das nette Treffen und Jessie für die Fotos! <3

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6 Kommentare

  1. Ein total interessantes Interview, danke dafür! Mir kommt die Autorin total sympathisch vor...

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    1. Gerne, es freut mich, dass es dir gefällt! :)
      Sie war auch supernett und sympathisch!

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  2. Hey Hannah =)
    Was für ein super Interview! *.*
    Mir ist die Autorin richtig sympathisch, und ich freue mich mega, dass es bald wohl ein 2. Buch geben wird!!! *.*
    Ich freue mich schon sehr auf Neues von der Autorin :)

    LG ♥
    Anna

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    1. Hey Anna,
      danke! :)
      Hihi, ich hoffe, dass es nicht allzu lange dauert bis es in Deutschland erscheint. Aber wahrscheinlich lese ich es einfach vorher auf Englisch.

      Ich wünsche Dir noch einen schönen Abend! :)
      Liebe Grüße,
      Hannah
      <3

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  3. Super Interview. :)

    Viele Grüße
    Bearnerdette

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  4. Wie sehr freue ich mich, dass du solch eine tolle Chance hattest, die du wunderbar gemeistert hast. Das Interview gefällt mir sehr gut und jetzt bin ich noch neugieriger auf "Solitaire". :-)

    Liebste Grüße,
    Franzi

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