{filmisches} Unbekannte (französische) Filmperlen

22:00

"Pour faire un film, il faut être amoureux" 


Hallo meine Lieben,

viel zu lange ist es her, dass ich Euch meine filmischen Highlights der letzten Monate präsentiert habe. Aber es gibt wohl keinen besseren Zeitpunkt für Filmtipps als im kuscheligen Herbst!

Französische Filmperlen - im cinéma entdeckt


Heute möchte ich Euch einige (französische) unbekanntere Filme vorstellen, die ich in meinen fünf Monaten Frankreichaufenthalt gesehen habe.

Also, holt Euch eine Tasse Tee, die Kuscheldecke und schaltet den Fernseher oder Laptop an - Film ab, on y va! :-)

"Pour faire un film il faut être amoureux": Filmliebe im Katorza














Trois jours à Quiberon / Drei Tage in Quiberon


ist mehr als nur ein weiterer Film, der das tragische Leben Romy Schneider's, versucht einzufangen. Auch fast 40 Jahre nach ihrem Tod, ist Romy Schneider unvergessen und eine Ikone für viele Filmfans in Deutschland, Österreich und Frankreich.

Der Schwarz-Weiß-Film gibt einen kunstvollen Einblick in die Persönlichkeit der Sissy-Schauspielerin. Die viel zu oft auf eben jene Rolle reduziert wird.
Der Film setzt 1981 ein und erzählt von den letzten Tagen der deutsch-französischen Schauspielerin. Von der Auszeit, die sich Romy Schneider gemeinsam mit Freundin Hilde in dem bretonischen Kurort Quiberon nehmen wollte.

Dabei blickt die Regisseurin Emily Atlef hinter die Fassade einer der berühmtesten Schauspielerinnen ihrer Zeit. Neben der kunstvollen, unaufdringlichen Machart und der großartigen Marie Bäumer, hat mir vor allem ein Aspekt besonders gut gefallen: die Frage, wie Journalist*innen mit Berühmtheiten umgehen sollten. Hier gibt es einige Szenen, die auch heute noch sehr aktuell sind und vor allem für mich als Journalistik-Studentin relevant sind.

In der avant-première hatten wir die Möglichkeit, Marie Bäumer Fragen zu stellen. Sehr beeindruckend: Die Schauspielerin spricht fließend französisch. Es war sehr spannend, die französische Sichtweise und den Fankult rund um Romy Schneider mitzuerleben, der wohl noch Jahrzehnte anhalten wird.



À genoux les gars - Sextape


Den nächsten Film werde ich wohl niemals vergessen. "À genoux les gars" zu deutsch "Sextape" wird von Wikipedia als Komödie eingestuft. Eine absolut falsche Bezeichnung.
Denn Du sitzt im Kinosaal und lachst herzhaft - und eine Sekunde später bleibt Dir das Lachen im Hals stecken. Dir werden Figuren sympathisch und ein paar Sekunden später, hinterfragst Du Dich selbst. Und Du wirst unglaublich wütend. Auf wen oder was kannst Du gar nicht genau sagen.

Der Film von Antoine Desrosières ist ein Werk, das den Zuschauer auf eine echte Gefühlsachterbahn mitnimmt und vor den Kopf stößt. Am Ende hast Du gelacht, geweint, warst wütend und hast an der Welt gezweifelt.

Und während der Abspann läuft, fühlst Du Dich überrollt. Erschlagen. Innerlich völlig leer.

Inhaltlich erzählt Desrosières eine alltägliche Teenie-Geschichte von zwei Schwestern und eben die Geschichte eines "viols", einer Vergewaltigung - die aber zunächst auf den Zuschauer nicht wie eine solche wirkt. Und das ist das Gewagte an Desrosières Film, den er gemeinsam mit den beiden Hauptdarstellerinnen geschrieben hat. Unterschwelliges zu zeigen, was in unserer Gesellschaft häufig totgeschwiegen wird. Das "sie ist ja selbst schuld, wenn sie...". Das sogenannte Victim Blaming.
"Sextape" ist definitiv ein Skandalfilm. Ein Film, der sprachlich entfesselt ist und sehr unverblümt daherkommt.

Um den Film empfehlen zu können, müsste ich ihn nochmals auf Deutsch anschauen - ohne die sprachliche Distanz zu dem sehr direkten Stil. Gleichzeitig finde ich, dass dieser Film Schüler*innen nicht ohne eine anschließende Diskussion gezeigt werden sollte.
Denn in unserer abschließenden Debatte mit dem Regisseur sowie den beiden Hauptdarstellerinnen kommt deren Intention klar heraus. Ohne eine solche Diskussion läuft der Film allerdings die Gefahr - gerade von Jugendlichen - missverstanden und als flapsige Komödie, die Vergewaltigungen verharmlost, interpretiert zu werden.

Denn "À genoux les gars" besitzt die Kraft, alltägliche sexuelle Gewalt neu zu diskutieren. Diese kann allerdings leicht verspielt werden.

Je ne suis pas un homme facile / Kein Mann für leichte Stunden


Der Macho Damien genießt es, den Frauen reihenweise den Kopf zu verdrehen. Dass die Frauen ihm zu Füßen liegen, ist für ihn selbstverständlich. Bis er gegen eine Straßenlaterne läuft und in einer völlig gegensätzlichen Welt wieder aufwacht.
Plötzlich wird ihm auf der Straße nachgepfiffen und er ist derjenige, der von seiner Chefin sexuell belästigt wird. Kurz: In dieser Welt haben Frauen die Hosen an.

An der Netflix-Produktion hat mir sehr gut gefallen, dass die Regisseurin Eléonore Pourriat konsequent die Geschlechterverhältnisse herumgedreht hat. Das ist teilweise sehr unterhaltsam. Teilweise sehr ernüchternd und bitter, da sie uns wiedermal vor Augen führt, wie weit wir von einer Chancengleichheit und einer Gleichberechtigung in Frankreich - ebenso wie in Deutschland - entfernt sind.

In jedem Falle empfehle ich den Film weiter, da es sich lohnt, einen Blick in die umgedrehte Welt zu werfen, um selbst über die Geschlechterfrage nachzudenken. Gleichzeitig ist es schade, dass Pourriat an der Oberfläche bleibt und eher unterhält, anstatt bissig zu hinterfragen.

Unterhaltung par excellence


Zum Abschluss möchte ich Euch noch drei heitere Komödien und einen Episodenfilm für zwischendurch empfehlen. "Das Leben ist ein Fest" vom Ziemlich-beste-Freunde-Macher begleitet einen Abend lang einen Hochzeitsplaner. Doch statt glamouröser Hochzeit, geht an dem Abend einfach alles schief. Eine typische französische Komödie - definitiv ein netter Film für den nächsten gemeinsamen Filmabend!


"Au Poste" (wörtlich: zur Polizeiwache) dagegen ist eine tiefschwarze Komödie von Quentin Dupieux. Völlig grotesker Humor, hier wird alles ins Absurde gezogen - und unterhält damit sehr gut!
Es braucht nicht mehr als ein Kommissariat und ein ungelöster Mordfall um ein cleveres Kammerspiel zu kreieren. Dupieux gelingt es dabei, immer tiefer in die kreisenden Gedankenwelten der beiden Protagonisten einzutauchen - und den Zuschauer völlig zu verwirren, während dieser nicht mehr aufhören kann zu lachen.
Absurd, abgedreht und vor allem sehr unterhaltsam!


Wer "Paris, je t'aime" noch nicht kennt, hat etwas verpasst! Jede der 18 Episoden ist einem anderen Arrondissement in Paris gewidmet und wurde von 18 verschiedenen Regisseur*innen gedreht.
Von Liebesgeschichte über Horrorstory ist hier für jeden Geschmack etwas dabei. Und das alles natürlich vor der wunderschönen Kulisse Paris'.



Welche meiner gesehenen französischen Filme dieses Jahr habt Ihr schon gesehen?

Hättet Ihr Interesse an einem Artikel, in dem ich Euch meine liebsten französischen Filme vorstelle?

Ich wünsche Euch noch einen schönen Filmeabend und einen guten Start in die neue Woche morgen!
Alles Liebe,
Eure Hannah

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